Musikalischer Ausdruck mit elektronischen Hilfsmitteln

Das Hauptziel dieser Masterclass bzw. Workshops liegt im Aufzeigen der Möglichkeiten von elektronischen und live-elektronischen Geräten, das vorhandene Potential elektroakustischer Techniken zu nutzen, um den Einsatz von den ursprünglich für den kommerziellen Bereich entwickelten Geräten auch für den experimentellen bzw. musikalisch akademischen Bereich interessant zu machen.

Mein Interesse beruht auf der Erforschung und dem Gebrauch von performativen, expressiven Merkmalen spezifischer instrumenteller Praktiken. Die Suche nach sinnvollen und effektiven musikalischen Verhaltensweisen ist der erste wichtige Schritt für die Entwicklung einer Technologie und von Modellen, die musikalische Interaktionen vermitteln können. Deshalb sehe ich den Einsatz elektronischer Geräte auf neue, ungewöhnliche Weisen in der modernen Performance als einer der interessantesten Aspekte bei der Beschäftigung mit dem Instrument.

Ein moderner Künstler bedient heute eine Vielzahl von Hilfsmitteln in Form von Hard- und Software. Denn jetzt ist er gleichzeitig Komponist, Techniker und Interpret der im Live-Verfahren arbeitet. Das bedeutet für mich eine komplett andere Haltung dem ästhetischen Material gegenüber, das bisher vom jahrelangen Studium, Erfahrung und Wissen geprägt war.

Da ich selbst ein Komponist und Musiker bin, der im Bereich freie Improvisation arbeitet, interessiert mich der Einsatz der neuen Technik auch im Bereich der akustischen Instrumente. Konsequenterweise wurde mein Setup in erster Linie darauf gerichtet, mit Echtzeit-Klangmodifikationen zu arbeiten, um mein Instrumentarium real zu erweitern.
Eine wichtige Erkenntnis war, dass die Art der verwendeten Hardware-Controller und Klangmanipulationen viel entscheidender für die Performativität ist, als die computerbasierter Prozesse an sich.

Anhand meiner verschiedenen elektronischen Setups werden wir zusammen ausprobieren, wie Musikmachen in Echtzeit ohne voraufgezeichnetes und vorbearbeitetes Material funktionieren sollte. Es wird versucht, einige Setups, bestehend aus verschiedenen modernen Geräten, immer neu zusammenzustellen und neue experimentelle Techniken der Anwendung zu entwickeln.

Im Folgenden einige Links zu elektro-technischen Einsätzen in Konzerten

Alto-clarinet, EWI, bawu & live-electronic

KaossPad3, Alesis AirFx, LoopStation, V-Mashine, Sonuus Audio-to-Midi, Monotron

Alto-Saxophone, Hulusi & Live-electronic

    KaossPad3, Alesis AirFx, LoopStation, V-Mashine, Sonuus Audio-to-Midi, Monotron

    Letov, Shalev & Bystrov

    Vlady Bystrov: EWI, KaossPad and AirFX; Oori Shalev: Percusson, Tabla; Sergey Letov: Grooves, Electronic

    Elektronisches Instrumentarium

    Als ein elektronisches Blasinstrument habe ich ein EWI Akai 4000. Das ist ein Blaswandler, der intern etwa 100 Klänge besitzt. Im Gegensatz zu den neueren Modellen, die überwiegend Imitationen von den Orchesterinstrumenten abbilden, kann man bei meinem Model die Sounds selbst programmieren. Es sind zwar nicht so gravierende Veränderungen möglich, allerdings reicht es, um einen eigenständigen Klang zu produzieren. Somit hatte ich im Laufe der Jahre etwa 15 Sounds aus den vorhandenen Presets programmiert, bzw. modifiziert. Durch die MIDI Anbindung an ein anderes Instrument, ergibt sich die Möglichkeit auch andere Synthesizer anzusteuern. Eine davon ist der MikroKorg, wo weitere etwa 30 von mir bearbeitete Sounds beherbergt sind. Im Verbund mit der Boss Loop Station, wo die Sounds, bzw. Begleitung sukzessive aufgenommen werden kann, ergibt sich ein mächtiges Instrument zur Schaffung elektronischer Soundscapes, auf denen man z.B. Solo-Instrumente spielen kann. Als weiteren Vorrat an synthesierten Klängen benutze ich V-Mashine, ein Gerät, das aus dem computer Bereich bekannte VST-Instrumente in sich birgt. Eine Sammlung von verschiedenen Synthesizern, die jeder noch ein Vorrat an etwa 32-127 Presets in sich haben. Somit wird jeder Auftritt, in dem ich dieses elektronische Instrument nutze, zur neuen Klangreise und Überraschung. Um das zu erreichen, schalte ich beliebige Sounds in das Geschehen ein, um direkt darauf zu reagieren. Damit verfolge ich die Idee, standardisierte Klänge in einen anderen Kontext zu bringen und für kommerzielle Musik gebaute Instrumente anders zu nutzen.

    Weitere Instrumente, die ich auch in einem anderen Konzept nutze sind drei Geräte aus der Korg Volca Serie: Keys; FM; Modular und Sample. Alle Geräte sind mit einem Sequencer ausgestattet, was mir erlaubt die rhythmische Komponente in die freie Improvisation zu implementieren.

    Volca Keys ist ein analoger Synthesizer, den ich als rhythmischen Erzeuger von überwiegend ringmodulierten analogen Klängen benutze.

    Volca FM dagegen ist ein Synthesizer, der auf Frequenz Modulation Synthese aufgebaut ist. Das ist in gewissem Sinne ein Nachbau von dem Yamaha DX-7 Synthesizer, welcher in den 80-Jahren für Furore sorgte. Für dieses Instrument wurden buchstäblich tausende Presets programmiert, die man als 32 Pack in das Volca FM laden und danach auch für sich bearbeiten kann.

    Der Korg Volca Modular ist ein äußerst flexibler Synthesizer im West-Coast-Style bzw. Buchla-Design.

    Volca Sample stellt einen mit relativ kleinem Speichervolumen bestückten Sampler dar. Dieser wird komplett mit eigens dafür produzierten Samples für jedes Projekt befüllt.

    Momentan habe ich drei unterschiedliche Sets: eins mit den Sounds vom präpariertem Klavier, eins mit den Vokalsounds von eine Sängerin und eins mit den verschieden artikulierten Sounds des Saxophons. Jeder der Klänge, sobald er im Gerät geladen ist, lässt sich in Länge, Tempo, Tonhöhe und anderen Parametern verändern. Danach kann man diese Klänge in einem rhythmischen Muster abspeichern. Somit hat man ein rhythmisches Gebilde, das sich auch entweder synchron oder asynchron ablaufen lässt.

    Weitere elektronische Klangerzeuger sind Theremini und Neutron, analog-modularer Synthesizer. Theremini benutze ich lediglich als Klangfarben Instrument und als eine visuelle Komponente, den Neutron wird demnächst als fester Bestandteil meines Klanguniversum dienen. Durch die Möglichkeit ein Audiosignal darin zu führen, wird der akustische Klang dort als Klangquelle fungieren. Was zudem die direkte Verbindung von akustischen und synthesierten Klängen betrifft, benutze ich einen Audio-To-Midi Converter. Das heißt, alle gespielten oder gesungenen akustischen Klänge werden mit Hilfe dieses Konverters in einen MIDI Signal übersetzt, so daß ich beispielsweise mit meinem Saxophon alle Synthesizer direkt ansteuern kann. Somit kann ich mehrstimmig, mehrklanglich spielen. Mit der Verbindung von vorher auf Loop Station aufgenommenen Phrasen oder Klangaktionen ergeben sich weitere Felder für die weitere Klangmodulationen.

    Die wichtigsten Geräte meines Setups zur Erweiterung des traditionellen Instrumentariums werden folgend beschrieben. Zu denen gehören in erster Linie vier Multieffekt-Prozessoren: Alesis AirFX, Korg Kaoss Pad, Korg Mini-Kaoss Pad und Korg Quad. Diese Instrumente besitzen ganze Reihen von allen bekannten Effekten, die sich noch dazu im Live-Verfahren durch Finger Bewegungen am Pad modulieren lassen. Wenn Korg Quad nur einige "Haupteffekte" besitzt wie Hall, Pitch Shifter etc., dann hat man am Kaoss Pad wesentlich mehr Variantenauswahl. Nicht alle lassen sich künstlerisch sinnvoll einsetzen, denn alle diese Geräte wurden für DJ produziert. Nichtsdestotrotz werden diese Geräte mit großem Erfolg als universelle Instrumente für die Live-Elektronik Manipulationen in meinen Konzerten eingesetzt.

    Da ich im Idealfall beim Solo Konzert (wenn ich vorhabe, Live-Elektronik zu benutzen) einen Aktiv-Monitor, der unmittelbar hinter mir steht, als erweiterte Klangquelle nutze, werden alle Effekte im Hinblick auf den "erweiterten Klangkörper" eingesetzt. Das heißt, ich versuche die Lautstärke, bzw. den Anteil des Effekts mit der Lautstärke des akustischen Instruments so zu mischen, dass der Eindruck entsteht, man verschmilzt in Eins.